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Italienische Neurowissenschaftlerin verbindet Kindheitstrauma mit lebenslangen Hirnfolgen

Sara Polettis Forschung enthüllt, wie frühe Widrigkeiten durch Immundysregulation bleibende neurobiologische Veränderungen auslösen

Reports and Proceedings

Genomic Press

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Sara Poletti, PhD, Ospedale San Raffaele.

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Credit: Sara Poletti, PhD

MAILAND, Italien, 10. Juni 2025 – In einem aufschlussreichen Genomic Press Interview, das heute in Brain Medicine veröffentlicht wurde, beleuchtet Sara Poletti, PhD, leitende Forscherin am IRCCS Ospedale San Raffaele Mailand, die tiefgreifenden Verbindungen zwischen Widrigkeiten in der Kindheit und lebenslanger Anfälligkeit für psychiatrische Störungen durch anhaltende Neuroinflammationswege und Veränderungen der Gehirnstruktur.

Brückenschlag zwischen Psychologie und Neurobiologie

Dr. Polettis wegweisende Forschung hat das Verständnis dafür revolutioniert, wie frühe Lebenserfahrungen biologisch eingebettet werden und dauerhafte Veränderungen in Gehirnstruktur und Immunfunktion schaffen. Als einzige festangestellte Psychologin in der Psychiatrie ihres Instituts hat sie multidisziplinäre Ansätze entwickelt, die Neuroimaging, genetische Analysen und immunologische Marker kombinieren, um die biologischen Signaturen von Kindheitstraumata zu entschlüsseln.

„Das Immunsystem bekämpft nicht nur Infektionen – es spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung unserer psychischen Gesundheit während des gesamten Lebens", erklärt Dr. Poletti. „Kindheitstrauma kann diese Immunantworten grundlegend umprogrammieren und Jahrzehnte später Anfälligkeit für Depression, bipolare Störung und andere psychiatrische Erkrankungen schaffen."

Ihre Arbeit wirft kritische Fragen zu Prävention und Intervention auf: Können wir biologische Marker von Traumata früh genug identifizieren, um psychiatrische Störungen zu verhindern? Wie puffern Schutzfaktoren neuroinflammatorische Reaktionen ab? Welche Rolle spielt das Timing bei der biologischen Auswirkung von Traumata? Diese Fragen treiben Dr. Polettis innovatives Forschungsprogramm voran.

Vom Mikroskop zum Geist: Eine unerwartete Reise

Dr. Polettis Weg zur Neurowissenschaft begann mit einem Kindheitsmikroskop und entwickelte sich durch Begegnungen mit Freuds Schriften und Neuroimaging-Studien von Gewaltverbrechern. Dieser eklektische Hintergrund stattete sie mit einzigartigen Perspektiven auf Gehirn-Verhaltens-Beziehungen aus. Trotz Warnungen, dass Psychedelika- und Entzündungsforschung 2006 „Karriereselbstmord" sei, beharrte sie darauf, diese damals marginalisierten Bereiche zu erforschen, die inzwischen zentral für die psychiatrische Forschung geworden sind.

Als Projektleiterin an der Abteilung für Psychiatrie und Klinische Psychobiologie des San Raffaele koordiniert Dr. Poletti vielfältige Teams von Psychologen, Ärzten und Biologen. Ihre Leitung eines Projekts des Europäischen Forschungsraums (ERA-NET) Neuron über die Folgen von Infektionen für die psychische Gesundheit veranschaulicht ihre Fähigkeit, internationale Zusammenarbeit bei der Erforschung der Rolle von Entzündungen bei psychiatrischen Störungen zu fördern.

Herausforderungen in Chancen verwandeln

Ein entscheidender Moment in Dr. Polettis Karriere kam, als sie widerwillig eine Lehrstelle in Humanphysiologie annahm – einem Gebiet, von dem sie wenig wusste. „Es erforderte umfangreiches Studium und stellte mich auf die Probe", erinnert sie sich. „Ich lernte jedoch sehr viel aus dieser Erfahrung, sowohl wissenschaftlich als auch persönlich." Diese Herausforderung vertiefte ihr Verständnis der Körper-Gehirn-Interaktionen und erwies sich als unschätzbar wertvoll für ihre spätere Forschung zur Neuroinflammation.

Ihre Widerstandsfähigkeit beim Bewältigen akademischer Herausforderungen spiegelt die Resilienz wider, die sie bei Traumaüberlebenden untersucht. Einige Menschen, die schweren Kindheitstraumata ausgesetzt waren, entwickeln psychiatrische Störungen, während andere dies nicht tun – das Verständnis dieser Unterschiede könnte die präventive Psychiatrie revolutionieren. Welche biologischen Faktoren verleihen Resilienz? Wie können wir natürliche Schutzmechanismen verstärken? Dr. Polettis Forschung befasst sich mit diesen grundlegenden Fragen.

Klinische Implikationen und Zukunftsperspektiven

Dr. Polettis Erkenntnisse haben unmittelbare klinische Relevanz. Durch die Identifizierung spezifischer Entzündungsmarker, die mit Kindheitstraumata assoziiert sind, bietet ihre Arbeit potenzielle Ziele für neuartige Interventionen. Dieser präzisionsmedizinische Ansatz könnte die psychiatrische Behandlung vom Symptommanagement zur Behandlung zugrundeliegender biologischer Mechanismen transformieren. Dieser Argumentationslinie folgend veröffentlichte sie die erste Arbeit über die Verwendung eines immunmodulatorischen Wirkstoffs (Interleukin 2) zur Behandlung von Stimmungsstörungen.

„Ich möchte die Rolle des Immunsystems und seine Interaktion mit der Umwelt bei psychiatrischen Störungen weiter aufklären", erklärt Dr. Poletti. Ihre Vision umfasst die Entwicklung von Präventionsstrategien zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit psychischer Erkrankungen, insbesondere für Menschen mit Traumageschichte. Dieser präventive Fokus stellt einen Paradigmenwechsel von reaktiver zu proaktiver psychiatrischer Versorgung dar.

Berggipfel und wissenschaftliche Höhepunkte

Das Interview enthüllt, wie Dr. Polettis Leidenschaft für das Bergwandern in Italien ihren wissenschaftlichen Ansatz prägt. Auf dem Gipfel des Sasso Nero in 2.847 Metern Höhe findet sie die Klarheit und Erneuerung, die ihre Forschungsbemühungen antreiben. Diese Verbindung zur Natur spiegelt ihre ganzheitliche Sicht der psychischen Gesundheit wider und erkennt an, dass menschliches Wohlbefinden über biologische Mechanismen hinausgeht und Umwelt- und Erfahrungsfaktoren umfasst.

Fragen zu transgenerationalen Auswirkungen von Traumata fügen Dr. Polettis Arbeit eine weitere Dimension hinzu. Kann Kindheitstrauma die Genexpression so verändern, dass Nachkommen betroffen sind? Wie modulieren soziale und kulturelle Faktoren biologische Reaktionen auf Widrigkeiten? Diese Überlegungen erweitern den Umfang der Traumaforschung von individuellen auf gesellschaftliche Ebenen.

Förderung der globalen psychischen Gesundheit

Dr. Polettis Forschung trägt zu einer wachsenden Erkenntnis bei, dass psychische Gesundheit untrennbar mit körperlicher Gesundheit verbunden ist, insbesondere der Immunfunktion. Diese integrierte Perspektive stellt traditionelle Grenzen zwischen Psychiatrie und anderen medizinischen Fachgebieten in Frage und fördert umfassendere Ansätze in der Patientenversorgung.

Die Implikationen gehen über die individuelle Behandlung hinaus. Wenn Kindheitstraumata dauerhafte biologische Anfälligkeiten schaffen, welche Verantwortlichkeiten haben Gesellschaften für die Prävention negativer Kindheitserfahrungen? Wie können Gesundheitssysteme Trauma-Screening und Frühintervention besser integrieren? Dr. Polettis Arbeit liefert wissenschaftliche Grundlagen für diese kritischen politischen Diskussionen.

Dr. Sara Polettis Genomic Press Interview ist Teil einer größeren Serie namens Innovatoren & Ideen, die die Menschen hinter den einflussreichsten wissenschaftlichen Durchbrüchen von heute hervorhebt. Jedes Interview der Serie bietet eine Mischung aus modernster Forschung und persönlichen Reflexionen und bietet den Lesern einen umfassenden Blick auf die Wissenschaftler, die die Zukunft gestalten. Durch die Kombination eines Fokus auf berufliche Leistungen mit persönlichen Einblicken lädt dieser Interviewstil zu einer reicheren Erzählung ein, die die Leser sowohl fesselt als auch bildet. Dieses Format bietet einen idealen Ausgangspunkt für Profile, die den Einfluss des Wissenschaftlers auf das Fachgebiet erforschen und gleichzeitig breitere menschliche Themen berühren. Weitere Informationen zu den Forschungsleitern und aufstrebenden Stars, die in unserer Serie Innovatoren & Ideen – Genomic Press Interview vorgestellt werden, finden Sie auf unserer Publikationswebsite: https://genomicpress.kglmeridian.com/.

Das Genomic Press Interview in Brain Medicine mit dem Titel „Sara Poletti: From the cradle to the grave" ist ab dem 10. Juni 2025 kostenlos über Open Access in Brain Medicine unter folgendem Hyperlink verfügbar: https://doi.org/10.61373/bm025k.0071.

Über Brain Medicine: Brain Medicine (ISSN: 2997-2639, online und 2997-2647, print) ist eine hochwertige medizinische Forschungszeitschrift, die von Genomic Press, New York, herausgegeben wird. Brain Medicine ist ein neues Zuhause für den interdisziplinären Weg von der Innovation in der fundamentalen Neurowissenschaft zu translationalen Initiativen in der Hirnmedizin. Der Umfang der Zeitschrift umfasst die zugrundeliegende Wissenschaft, Ursachen, Ergebnisse, Behandlungen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Hirnerkrankungen in allen klinischen Disziplinen und ihrer Schnittstelle.

Besuchen Sie die Genomic Press Virtual Library: https://issues.genomicpress.com/bookcase/gtvov/

Unsere vollständige Website finden Sie unter: https://genomicpress.kglmeridian.com/


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